Rücksicht auf den König der Lüfte



Auf der Westseite des oberen Prientals brütet derzeit ein Steinadlerpaar und darf dabei keinesfalls gestört werden. Aus diesem Grund wurde für das Gebiet vom Waldrand im Talgrund zwischen Grattenbach und südlich von Innerwald bis hinauf auf Grathöhe vom Zinnenberg zum Spitzstein eine Schutzzone eingerichtet. Piloten müssen diese Schutzzone umfliegen oder das Gebiet klar über Grathöhe überfliegen. Diese Flugbeschränkung gilt ab sofort bis Ende Juni 2023 für sämtliche Luftfahrzeuge, auch für Segel-, Gleitschirmund Drachenflieger.

Besonders für Drachen- und Gleitschirmflieger, die von der Hochries aus Streckenflüge nach Süden bzw. nach Südosten unternehmen wollen, bedeutet dies eine Einschränkung der Standardflugroute von der Hochries über Klausenberg, Zinnenberg, Mühlhörndl und weiter zum Geigelstein. Es sei denn, die Wolkenbasis liegt so hoch, dass sie die Schutzzone mit deutlich über Grathöhe überfliegen können. Alternativ können sie bereits vom Klausenberg direkt hinüber zum Mühlhörndl fliegen, um auf dessen Südseite den nächsten Thermikbart zu suchen.

Flüge, die die Schutzzone verletzen, gehen nicht in die Wertung von Wettbewerben ein. Sollte die Schutzzone aus irgendwelchen Gründen aufgehoben werden – Abbruch der Brut, Ausflug des Jungvogels – informieren die Kampenwand-Flieger umgehend.


Wichtig zu wissen: Werden die Adler gestört, warnen sie den Eindringling zunächst mit dem Girlandenflug. Sie fliegen spektakulär in Wellen auf und ab. Was tun? Piloten drehen sofort um – dorthin, wo sie herkommen! Auch, wenn man deshalb landen muss… Sie laufen dann auch kaum Gefahr, vom Adler angegriffen zu werden.

Ronja und Otto, so wurde das Steinadler-Paar im Priental getauft, gehören zur Teilpopulation der Bayerischen Alpen. Sie haben auf beiden Seiten des Prientals mehrere Horste „zur Auswahl“ und nutzen jeweils einen dieser Horste zum Brüten und zur Aufzucht von Jungvögeln. Steinadler stehen für einen intakten Naturraum. Dank diverser Schutzprogramme ist ihr Bestand in den Alpen derzeit stabil. Statistisch gesehen liegt die Chance auf erfolgreichen Nachwuchs von Otto und Ronja allgemein in Bayern bei etwa 30 Prozent.

Einer der Steinadler aus dem oberen Priental.
Foto: Johannes Almer


In einem einzigartigen Projekt arbeiten beim „Steinadler-Projekt Geigelstein“ Naturschützer und Freizeitsportler Hand in Hand zusammen. Der Drachen- und Gleitschirmflieger Club Aschau Kampenwand (DGFCAK) und der Gleitschirmclub Hochries (GSC Hochries) haben es sich mit Unterstützung ehrenamtlicher Nicht-Flieger zur Aufgabe gemacht, die Adler zu beobachten sowie Einheimische, Gäste, Behörden und vor allem alle Flieger über den Stand der Dinge zu informieren – insbesondere auch über die jetzt ausgewiesene Schutzzone. Unterstützung erhalten sie vom Nationalpark Berchtesgaden, dem DHV (Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband), der Gleitschirmschule Hochries, der Süddeutschen Gleitschirmschule sowie den Bayerischen Staatsforsten, Forstbetrieb Ruhpolding.